- Ziel: Mexiko – Acapulco, Ixtapa, Guadalajara, Real de Catorce
- Reisezeit: 17.06-01.07.2012
- zurückgelegte Strecke: ~3.200 KM
- Moppeds: Montero 250ccm (La Naranja und La Negra)
Eintrag aus dem Tagebuch:
20.06.2012 – Acapulco
… Also wieder zurück in die Stadt zu Adresse Nummer 2, wundersamerweise hat auch dieses Hostel zu, dafür haben wir aber zwei Polizisten gefunden (natürlich mit Dodge Charger), die von uns Geld haben wollen. Angeblich haben wir nämlich eine rote Ampel überfahren, was uns nun pro Nase 400 $ kosten soll. Glücklicherweise haben wir in Südamerika gelernt, die Polizei nicht so ganz ernst zu nehmen. Deswegen händige ich dem Polizisten nur eine Kopie der französischen Seite unseres internationalen Führerscheins aus. Matze setzt sich auf den Bordstein, um sich von der Hitze zu erholen und ich sitze schwitzend auf dem Motorrad. Schritt 2 in dem „wie-komme-ich-aus-einer-Polizeikontrolle“ Prozess ist nämlich erstmal: abwarten. Abwarten, ein bisschen auf dumm stellen und nichts tun. Wir haben nämlich Zeit, die Polizei zwar auch, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen zu warm oder zu langweilig wird, sie Hunger bekommen oder auf Klo müssen ist auch relativ hoch. Dass sie hingegen zu einem Einsatz müssen, sehr gering. Die Sonne sticht und somit sind die Polizisten auch nur halb ambitioniert uns zur Polizeiwache zu bringen. Nach ein paar Minuten des Wartens steht unser Entschluss, wir wollen aus der Hitze in ein Hotel. Das machen wir den Polizisten deutlich, steigen flink auf die Motorräder und fegen um die nächsten zwei Ecken. Die Polizisten steigen auch in ihr Einsatzfahrzeug, wahrscheinlich um uns zu verfolgen, eifrig wie sie nun einmal sind. Wir wiederrum stürzen in das nächst beste Hotel, stopfen die Moppeds in die Garage und machen den Check-In in unserem ersten „Hideout“. Von den Polizisten keine Spur.
29.06.2012 – Real de Catorce
… Mit dem Sonnenaufgang starten wir in eine Serpentinenstrecke hinein. Auf der Straße hängt noch etwas Nebel und die ersten Kühe beginnen auf den taufrischen Wiesen zu grasen. Ein richtig guter Start. Etwas später sind wir dann aber auch schon wieder in die etwas mexikanischere Landschaft eingetaucht, eher karg ist hier der Bewuchs. Schon fast wüstenmäßig und auch ordentlich Sonne von oben. In der drückende Hitze begutachten wir so einen Art lokalen Tierfriedhof. Wer jemals zu diesem Vergnügen kommen sollte, ein paar Tierkadaver zu begutachten, sollte unbedingt darauf achten, dies in der Mittagshitze zu tun. Ansonsten kommen die ganzen wunderbaren Gerüche nämlich nicht richtig zur Geltung. Nach einigen Kilometern verlassen wir dann wieder den Asphalt und begeben uns mal wieder auf eine Dreckstraße, die uns nach „Real de Catorce“ führen soll. Hier im Hinterland ist dann echt kaum noch was los. Sandwüste soweit das Auge reicht, Strauchbewuchs und reichlich Kakteen. Wenn ich mir jetzt die gelegentlich Zäune wegdenke, und mir dafür einen echten Ledersattel unter meinem Hintern vorstelle, komm ich mir vor wie Clint Eastwood. Wie er so einsam durch die Steppe reitet, den Hut tief ins Gesicht gezogen, staubige Kleider hat, in seinen Cowboystiefeln schwitzt (so wie wir eben) und sein Pferd gen Westen vorantreibt. Wow, hier kommt richtig Westernfeeling auf, mir auch noch Sporen zu kaufen, davon hab ich ja schon abgesehen, aber ein Revolver… dass kann glaub ich nicht schaden. Ich werd mal sehen was sich da in Texas machen lässt.
Leider ist ein Teil der Strecke auch Wellblechpiste, was mich irgendwie zum Fluchen anregt. Erstens, weil ein echtes Pferd darauf keine Probleme hätte und zweitens, weil ich nicht nachvollziehen kann, wieso sich jemand die Mühe macht, in so eine Schotterpiste aufwendige Rillen einzuarbeiten. Nach etlichen Kilometern, die wir schließlich über die Wege gedonnert, über Absätze geschanzt und durch Sanduntiefen gesurft sind, erreichen wir den Fuß irgendeines Berges, der im oberen Teil aber eben unser Ziel beherbergt. Über eine Bergstrecke , die sich „La Guesta“ nennt, erreichen wir Real de Catorce, eine ehemalige Minenstadt, die aufgegeben wurde und somit eigentlich eine Geisterstadt wäre, aber dennoch von Einheimischen bewohnt wird. Geisterstadt hin oder her, sie ist schön anzusehen und vervollständigt mit ihrer weißgetünchten Kirche noch das Bild eines Westerns, in dem Mexikaner von bösen Schurken unterdrückt werden, dann ein „Lonesome Rider“ kommt und für eine handvoll Dollar alle umlegt. Zudem dürfen wir von einem erstklassigen Aussichtspunkt einen blutroten Sonnenuntergang bewundern. Alles in allem geht der seit langem beste Fahrtag mit einem würdigen Abschluss zu Ende.