Bolivien

  • Ziel: Bolivien – Sucre, Potosí, Uyuni, Salar de Uyuni, Quetena Chico, Vulkan Uturuncu (6008m), La Paz, Todesstraße, Coroico, Copacabana
  • Reisezeit: 10.03-14.04.2012
  • zurückgelegte Strecke: ~2.800 KM
  • Moppeds: Montero 250ccm (La Naranja und La Negra)

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Eintrag aus dem Tagebuch:

20.03.2012 – Salar de Uyuni

… Nach 35 KM bedeckt eine etwa 5 cm tiefe Wasserschicht den Salzboden. Wir lassen die Maschinen laufen, das Wasser spritzt, wir freuen uns. Nach 5 KM Wasserfahrt geht mein Moped schlagartig aus. 200 Meter weiter auch das von Johannes. Wir sind im Nirgendwo, im 5 cm tiefen Salzwasser, bis zum Horizont kein anderes Lebewesen. Möglicherweise keine gute Stelle um liegen zu bleiben. Ich zerlege mein Moped, die Vermutung liegt auf korrodierten Kontakten. Trotz Behandlung mit Kontaktspray passiert nichts. Wir können auch nichts auf den Boden legen, da wir ja im Wasser stehen. Wir schieben also Richtung trockenem Untergrund. 7 KM mit Rucksäcken. Die Sonne geht unter, es windet extrem und am rechten Ufer zieht ein Gewitter mit bedrohlichen Blitzen auf. Ein weiterer verzweifelter Versuch und Johannes‘ Moped läuft wieder. Er schleppt mich ab, fast 40 KM über den stockdunklen Salzsee. Wir orientieren uns an Jeepspuren im Salz. 2 Stunden später und total erfroren kommen wir im Dorf, am Rande des Sees, an, es sind noch 20 KM bis Uyuni. Wir klopfen einfach an irgendeinem Haus, wo noch Licht brennt, der Hausherr ist so nett und stellt uns einen leerstehenden Raum, neben seinem Haus, zur Verfügung. Hier verbringen wir die Nacht, wir sind dankbar auch dieses mal einigermaßen gut davongekommen zu sein. Am nächsten Tag besuchen wir wieder unsere Freunde bei der Waschanlage und nach einer Stunde Basteln laufen beide Mopeds wieder wie neu.

24.03.2012 – Vulkan Uturuncu

… Fröhlich starten wir also durch, Richtung Vulkan. Nach 17 KM und einer Stunde Fahrt frage ich mich, was eigentlich los ist und warum ich immer kurz vor’m Stürzen bin. Ein Blick auf den Vorderreifen zeigt: Plattfuss. Das Problem ist, dass wir noch vor dem eigentlich Anstieg sind. Wieder stehen wir vor der Entscheidung: Abbrechen oder versuchen zu zweit, auf dem anderen Mopped weiterfahren. Doch eigentlich ist klar: Wir sind nicht so weit gekommen, um jetzt aufzugeben. Wir fahren zu zweit, das Mopped völlig überladen, die Steigung enorm und die Leistung auf über 5000 Meter extrem niedrig (Leistungsverlust: 10% pro 1000m über Meeresspiegel). Die schwierigen Abschnitte laufe ich zu Fuß bzw. wir wechseln uns mit dem Fahren ab. Die letzten Meter bewältigen wir im ersten Gang, Vollgas. Schliesslich klappen wir auf 5400 Meter den Seitenständer aus, hier beginnt der Schnee. Das Mopped hätte ohnehin keinen Meter mehr geschafft.

Wir essen zur Stärkung erstmal eine Dose Corned Beef und dazu Brot. Schliesslich beginnt der Aufstieg, die Luft ist so dünn, dass jeder Schritt ein Kraftakt ist. Wir steigen querfeldein, da ein Weg nicht zu erkennen ist. Nur unglaublich langsam kommen wir vorwärts. Auf halber Höhe entdecken wir dampfende Schwefelquellen. Ein bizarrer Anblick, ein riesiges Schneefeld und nicht weit daneben, kommt kochendes Wasser aus der Erde. Schon völlig erschöpft, stehen wir vor dem riesigen Eisfeld, dass uns noch von dem Gipfel trennt. Von da an wird unsere Geschwindigkeit drastisch langsamer, ich arbeite nach dem Prinzip 20 Schritte, 1 Minute Pause und wieder 20 Schritte. Das Herz rast und ich habe immer wieder Schwindelanfälle. Doch Aufgeben ist keine Option.

Und so trete ich immer wieder neu, meine guten Salomon Wanderschuhen in die Eisdecke, um Halt zu finden. Ich bin völlig konzentriert auf Atmung und Aufstieg, habe Johannes aus den Augen verloren und erreiche schliesslich den Gipfel. Ich habe schon die Befürchtung, dass mein treuer Freund und Begleiter irgendwo ohnmächtig geworden ist und ich ihn als erstarrte Eisleiche hinten auf’s Mopped spannen muss. Dann sehe ich ihn jedoch plötzlich auf allen vieren über die Kante krabbeln und mir wird klar, dass auch für ihn Aufgeben niemals eine Option war. So stehen wir also auf offiziellen 6008 Meter über dem Meeresspiegel (das Navi zeigt sogar 6055m an) und sind glücklich, stolz und zufrieden es geschafft zu haben. Hier oben geniessen wir nun den Ausblick. Soweit das Auge reicht, kein Zeichen von Zivilisation und auf dem ganzen Berg entdecken wir Fussspuren von lediglich drei anderen Menschen.

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